Das Heidedorf Lüllingen trägt seinen gartenbaulichen Hintergrund bereits im Namen, doch nicht alle Betriebe haben sich auf die niederrheintypische Herbstkultur fokussiert. Einer von ihnen ist die „Cox-Peters GbR“. Hier werden mittlerweile in der 4. Generation Zierpflanzen produziert und vermarktet. Unter den jährlich rund 4 Millionen produzierten Pflanzen in über 250 verschiedenen Kulturen – von Frühjahrsblühern über Beet- und Balkonpflanzen, Sommertopfstauden bis hin zu klassischen Christrosen – findet sich für jede Saison ein passender Farbtupfer. Die Gärtnerei ist nun Mitglied bei Agrobusiness Niederrhein – ein guter Anlass für einen Austausch über den Betrieb und aktuelle Themen der grünen Branche am Niederrhein.
Dem Unternehmen liegt der innovative Grundcharakter schon lange sehr am Herzen. „Wir sind immer bemüht, uns im Hinblick auf die Nachhaltigkeit zu verbessern“, erklärt Marc Peters, der die Gärtnerei gemeinsam mit seiner Frau Kristina Cox-Peters und Schwiegervater Paul Cox führt. „Wir probieren viel aus, wenn etwas gut funktioniert, versuchen wir, es auch in andere Kulturen zu übertragen. So konnten wir zum Beispiel durch Nützlinge und Pflanzenstärkungsmittel den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel um einen Großteil reduzieren.“ Dass Nützlinge im Gartenbau sehr gefragte Helfer sind, spiegelt sich auch im äußeren Erscheinungsbild des Betriebs wider. Rund um den Standort sind Blühstreifen gepflanzt. „Ob man damit nicht auch Schädlinge anlockt?“, fragt Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein. Natürlich lässt sich das nach der Aussage von Peters nie komplett ausschließen. Die regional typischen Stauden ziehen jedoch deutlich mehr Nützlinge an als potenzielle Schädlinge. Neben dem reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beschäftigen sich moderne Gartenbaubetriebe heutzutage auch mit der Torfreduktion und Ressourcenschonung.
„Unser Ziel ist es, resiliente Strukturen zu schaffen. Wir haben stets viel investiert und modernisiert, vor allem in unsere innerbetriebliche Logistik“, so Marc Peters. Das sieht man auch bei einem Rundgang über das Gelände, alle Wege sind befestigt, die Kulturen werden mit einem Elektrostapler vom Feld geholt und auf Tischen für den Verkauf gepackt. Durch den Schwerpunkt auf Freilandpflanzen und kürzere Kulturen, bleibt Cox-Peters im Winter von hohen Energiekosten für das Heizen der Gewächshäuser verschont. Im Sommer wird dagegen Strom benötigt, um die gesamte Bewässerung der Flächen zu managen, den dafür benötigten Strom beziehen sie durch die Solarpaneele auf den Dächern der Hallen. Überschüssiges Gießwasser versickert nicht ungenutzt im Erdreich, sondern wird aufgefangen und für den nächsten Bewässerungsvorgang wiederverwendet. Ein neues, umfangreiches Projekt zur Stärkung der Resilienz ist bereits in Planung.
Die über 10 Hektar große, bewirtschaftete Fläche des Betriebs sorgt über nahezu das ganze Jahr hinweg für viel Arbeit. Dafür sind neben der Familie Cox-Peters über 40 Mitarbeiter zuständig, unter anderem mehrere Meister, Ingenieure und sogar ein Biologe. Die Mitarbeitergewinnung läuft hier zum Großteil überpersönliche Empfehlungen und auch Quereinsteiger bekommen eine Chance. Circa 50 % der Mitarbeiter sind Saisonkräfte, denen die Familie Cox-Peters auch Wohnraum zur Verfügung stellt. „Einige Mitarbeiter sind seit 45 Jahren im Unternehmen. Auch unser Krankenstand und die Fluktuation sind sehr gering. Ich denke, das spricht für das gute Betriebsklima und die Qualität dieses Jobs.“, ergänzt Marc Peters zufrieden.
Entwicklungspotential sieht der studierte Gärtner vor allem in der Zusammenarbeit innerhalb der Branche: „Am Niederrhein hat die Zierpflanzenproduktion lange gegeneinander, statt miteinander gearbeitet. Wir geben gerne unseren Teil an die Gemeinschaft- dann kommt auch irgendwann etwas zurück.“ Aus diesen Gründen ist die Cox-Peters GbR nun auch Mitglied im Netzwerk Agrobusiness Niederrhein. Auch das Image und die Bedeutung des Gartenbaus in der Grenzregion zu kommunizieren ist für ihn wichtig: „Ich finde es gut wie Agrobusiness Niederrhein für die allgemeine Bekanntheit der Branche sorgt. Viele Privatpersonen verstehen nicht wie entscheidend der Zierpflanzenanbau für die Wirkung und die wirtschaftliche Lage der Region ist! Auch in die Niederlande blickend ist es interessant, welche Hemmungen durch die Grenze und den Fluss noch da sind- man könnte noch viel mehr zusammenarbeiten und voneinander lernen!“
Cox-Peters vermittelt seine Produkte zum großen Teil an Pflanzencenter und Ketten. „Viele Bestellungen laufen im Voraus für eine bestimmte Kalenderwoche im Folgejahr. Da ist es entscheidend die Kulturen auf den Punkt genau zu produzieren. Aus diesem Grund ist das Unternehmen demnächst zusammen mit Agrobusiness Niederrhein in einem Projekt aktiv, indem der Blütezeitpunkt von Zierpflanzen durch ein KI-gestütztes Assistenzsystem noch genauer vorhergesagt werden soll. „Solche Lösungen werden vielen Gärtnereien eine enorme Erleichterung bringen,“ erklärt Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein. „Natürlich haben die Gärtner ein sehr gutes Gefühl dafür, die Kulturen zum richtigen Zeitpunkt in Blüte zu bringen, doch zusätzliche Informationen mit den beeinflussenden Faktoren können mehr Sicherheit in die Kulturführung bringen.“
Marc Peters denkt schon lange in diese Richtung, bereits seit über 12 Jahren ist es bei ihm im Betrieb ein Ritual wöchentlich alle Beete zu fotografieren. „Diese Bilder geben uns einen tollen Überblick über die Kulturen und vor allem eine schöne Möglichkeit die Bilder bei Unsicherheiten mit denen aus den Vorjahren zu vergleichen.“ „Häufig denken wir immer nur an die eine 100 % Lösung. Vielleicht sollten wir einfach mal anfangen, wenn es nur für 80 % eine Lösung gibt, und schauen, was sich daraus entwickelt. Das ist häufig besser als nur nach der einen 100 % Lösung zu suchen und bis dahin nichts zu tun!“

Marc Peters (Cox-Peters GbR) und Anke Schirocki (Agrobusiness Niederrhein) präsentieren Helleborus (Christrosen), eine der Hauptkulturen der Cox-Peters GbR.