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Ies Hooglugt, Managing Director von Lambert Spawn in Venlo
Unternehmen aus der Grenzregion stellen sich vor

Lambert Spawn - Spezialist für Pilze

Lambert Spawn ist ein wahrer Pilzspezialist. L.F. Spawn Co. wurde 1919 gegründet und produziert Pilzbrut, das für Laien auch als „Saatgut für Pilze“ bezeichnet werden kann. Die Geschichte des Unternehmens begann mit Louis Lamberts Traum von der Herstellung reiner Zuchtbrut. Dies veränderte die Champignonindustrie nachhaltig.

Ursprünglich kommt Lambert Spawn aus Amerika. Es ist der älteste Pilzbrut Hersteller in Nordamerika. Seit Mai 2019 hat das Unternehmen auch einen Produktionsstandort in Venlo. Lambert Spawn ist der Marktführer für Pilzbrut in Amerika. 2007 begann Lambert mit dem Export nach Europa, um zu sehen, ob es dort einen Markt für einen zusätzlichen Bruterzeuger gibt. Dies führte schließlich zur Eröffnung einer Produktionsstätte in Venlo im Jahr 2019, wo sie als eines von zwei Unternehmen in den Niederlanden Pilzbrut herstellen. Ies Hooglugt, der seit 2014 für Lambert Spawn arbeitet, ist als Geschäftsführer für diesen Standort verantwortlich.

Lambert Spawn ist weltweit tätig. Von Venlo aus exportieren sie nach ganz Europa, Südamerika, Indien, China und Nordafrika. Zwanzig Prozent des Umsatzes von Lambert Spawn aus Venlo werden in Belgien und den Niederlanden erzielt. Das Unternehmen produziert Pilzbrut. Dazu wird ein Material auf Getreidebasis vollständig mit Myzel, dem Netzwerk von Pilzfäden, aus denen Pilze wachsen, durchwachsen. Die Pilzbrut wird mit Pilzkompost vermischt und ist dann bereit für den Anbau. Lambert Spawn produziert Pilzbrut für Champignons und Austernpilze, aber auch für andere Pilze und Schimmelanwendungen.

Ies Hooglugt, Managing Director bei Lambert Spawn in Venlo

 

Verschiedene Produktinnovationen in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen

Im Gespräch mit Lisa van der Veen und Kathrin Poetschki, Projektmitarbeiterinnen des deutsch-niederländischen Interreg-Projekts „Agropole“, weist Ies Hooglugt weist darauf hin, dass Lambert auch mit verschiedenen Unternehmen kooperiert, um Produktinnovationen zu entwickeln. So arbeitet Lambert beispielsweise mit dem Unternehmen Ecovative zusammen, das über viel Knowhow über Pilze und deren Eigenschaften verfügt.

Eines der Produkte, die aus einer solchen Zusammenarbeit entstanden sind, Kunstobjekte und Möbelstücke wie Lampenschirme oder Hocker Dazu werden Hanfabfälle mit Myzelien (fadenförmige Zellen der Pilze, die wie ein Geflecht auftreten) durchwachsen. Hooglugt sieht darin auch großes Potenzial für die Verwendung in Verpackungen, Bau- und Dämmstoffen. In der Nähe des Standorts der Dutch Design Week steht ein Gebäude, das aus Blöcken aus diesem Material besteht.

Aber wie funktioniert das? Hooglugt erklärt es so: „Zunächst werden die Hanfabfälle von Pilzen durchwachsen. Der Pilz dient als Klebstoff, der den Hanf zusammenhält, ähnlich wie Holzspäne, die mit Klebstoffen zu Spanplatten verarbeitet werden. Der Kunde bekommt dieses Material in Beuteln geliefert, entnimmt es aus den Beuteln und legt es in die gewünschte Form. Der Schimmelpilz wächst weiter in der Form (3 Tage lang) und wird dann getrocknet. Nach dem Trocknen wird das Material aus der Form genommen und das Produkt ist stabil und wasserfest.“

Myzel hat jedoch noch weitere Verwendungsmöglichkeiten. So werden zum Beispiel auch Särge daraus hergestellt. „Das Schöne an diesem Konzept ist, dass der Sarg vollständig kompostiert, was wiederum sehr gut für den Boden und die Natur ist“, so Hooglugt. Praktische Untersuchungen der Firma Ecovative in Amerika haben bereits gezeigt, dass der Sarg selbst innerhalb von 30 bis 45 Tagen von der Natur aufgenommen wird.

Myzel kann auch zur Herstellung von Verpackungen verwendet werden. Dazu arbeitet Lambert Spawn mit den Unternehmen Loop Biotech und Grown Bio zusammen, die beide mit mehreren Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet wurden. Loop Biotech hat sich auch ein Investitionsbudget durch die Fernsehsendung Dragons' Den gesichert.

 

Verpackungsmaterial für Kerzengläser aus Pilzen, Foto: Grown Bio

 

Ein weiteres Konzept ist Myzelien als Lederersatz. So stellt beispielsweise Stella mc Cartney daraus Taschen her, es gibt ein Konzeptfahrzeug von Mercedes mit einer Polsterung auf Myzelbasis und Adidas hat im Oktober 2020 eine Werbekampagne für vegane Turnschuhe gestartet, die Myzel basieren.

Ecovative hat sogar ein Projekt, bei dem Fleischersatz hergestellt wird, und zwar auf die gleiche Weise wie Lederersatz, aber mit einer anderen Pilzsorte. Laut Hooglugt gibt es in Europa Unternehmen, die in naher Zukunft in diese Technologie investieren wollen.

Lambert sieht die Zukunft mit Zuversicht

Hooglugt blickt mit viel Optimismus für sein Unternehmen in die Zukunft. So hofft er auf mehr alternative Anwendungen und einen größeren Anteil an Pilzen weltweit, aber auch in den genannten Konzepten. In Venlo hat das Unternehmen noch die Möglichkeit und das Potential zu wachsen. Gegenwärtig wird hier im 1-Schicht-Betrieb gearbeitet, zukünftig soll das auf zwei Schichten und möglicherweise sogar drei Schichten erhöht werden. Am Standort in Venlo beschäftigt Lambert derzeit 22 Mitarbeiter, von denen 10-12 in der Produktion tätig sind.

Aktuell sind sie in Venlo das einzige Unternehmen, das Substrat für die alternativen Konzepte wie Verpackungen, Lederersatz oder Möbel herstellt. „Die Kunst besteht darin, den richtigen Schimmelpilz für die richtige Anwendung zu finden, denn Schimmelpilze gibt es überall", so Hooglugt.

 

 

Dieser Bericht wurde im Rahmen des Agropole-Projekts geschrieben. Das Agropole-Projekt wird innerhalb des INTERREG-Programms Deutschland-Niederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.

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