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Studierende und Dozenten der Fontys sowie Niels Visschers und Kathrin Poetschki aus dem Agropole-Team bei einer der Online-Meetings während der BIZZ-Woche
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Aus dem Projekt "Agropole"

Praxisluft schnuppern – Studierende der Fontys (Venlo) interviewten Unternehmen zu Herausforderungen im Agrobusiness

Im April fand an der Fontys in Venlo wieder eine „BIZZ-Woche“ statt, bei der Studierende Einblicke in die Unternehmenswelt erhielten. 35 Studierende des Studiengangs „Logistikmanagement - International Fresh Business Management“ verbrachten eine Woche damit, sich mit Herausforderungen im Agrobusiness zu beschäftigen. Zwanzig Unternehmen wurden dazu von den Studierenden befragt.

Regelmäßig erhalten Studierende der Fontys im Rahmen der sogenannten „BIZZ-weeks“ Einblicke in die Unternehmenswelt. „Diese Woche ist normalerweise voller Betriebsbesuche und praktischer Aufgaben, aber durch Corona mussten wir ein wenig umstrukturieren. Da es uns als Studienprogramm wichtig ist, dass unsere Studierenden Kontakt zur Berufspraxis haben, haben wir uns für ein virtuelles Format entschieden“ berichtet Steve Smeets, Dozent für Supply Chain Management an der Fontys. In diesem Fall trat das deutsch-niederländische INTERREG-Projekt Agropole als Auftraggeber mit einer Aufgabe an die Studierenden heran.

In dem Projekt arbeiten von deutscher Seite Agrobusiness Niederrhein e.V. und von niederländischer Seite Brightlands Campus Greenport Venlo und die Gemeinde Venray zusammen. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Agrar- und Lebensmittelsektors in der Grenzregion zu stärken. Aus der Projektarbeit heraus wurden drei Herausforderungen identifiziert, mit denen Unternehmen aus dem Agrobusiness aktuell konfrontiert werden: die Corona-Pandemie, der Fachkräftemangel sowie ökologische Herausforderungen. „Wir haben die Studierenden aus dem ersten und zweiten Studienjahr aufgefordert, ihr eigenes Netzwerk zu nutzen und ihnen bewusst freigestellt, welches Unternehmen sie interviewen und zu welchem der drei Themen sie die Unternehmen befragen. So wurden ganz unterschiedliche Unternehmen kontaktiert und involviert: von einem Schweine- und Geflügelzüchter bis hin zu einem Gemüseproduzenten, einer Gemeinde und einem Supermarkt“, berichtet Smeets.

Mit den Ergebnissen der Studierenden können die Projektpartner im Agropole-Projekt nun die Unternehmen in der Region noch besser unterstützen und an die Herausforderungen der Betriebe anknüpfen. „Dank der Beiträge der Studierenden sehen die Agropole-Projektpartner, was Unternehmen beschäftigt und wo sie Unterstützung bieten können. Auf der anderen Seite lernen unsere Studierenden die Unternehmen kennen und erweitern ihr Netzwerk. Win-Win und definitiv eine Wiederholung wert“, sagt Steve Smeets.

Erste Einblicke in die Unternehmenswelt

Für Studienanfängerin Sophia Gehlen (19) und Studienanfänger Luca Brocherding (21) ermöglichte diese BIZZ-Woche die ersten Kontakte zu Unternehmen der Region. Sophia hat ein niederländisches und zwei deutsche Unternehmen über die Bindung von Fachpersonal befragt. Sie bemerkte, dass die Unternehmen besonders Schwierigkeiten haben, Agraringenieure zu finden, wie zum Beispiel Spezialisten für Energie, Nachhaltigkeit und Robotisierung. Ihr wurde berichtet, dass es für Unternehmen schwierig sei, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. „Deshalb achten die Unternehmen darauf, ihren Mitarbeitern persönliche und berufliche Entwicklung zu ermöglichen, mit einem Dienstwagen oder einem Diensthandy zu punkten oder sie mit Vereinbarungen über Aufstiegschancen innerhalb des Unternehmens zu überzeugen“, sagt Sophia.

Luca beschäftigte sich in der BIZZ-Woche mit den Folgen der Corona-Pandemie. Er sprach mit einem niederländischen Erdbeerproduzenten, aber auch mit einem großen Viehzüchter in Amerika, den er bereits vor der BIZZ-Woche kannte. „Ich wusste, dass die Erdbeerzüchter Probleme hatten, weil die Corona-Maßnahmen sie daran hinderten, Saisonarbeiter zu finden, die die Erdbeeren pflücken. Aber der amerikanische Landwirt hatte auch Probleme: Weil die Schlachthäuser auch in den USA zeitweise geschlossen waren, hatte er gravierende Absatzprobleme.“ Im Interview erfuhr er, wie dieser Landwirt mit dem Problem umging. „Weil sie ihre Rinder nicht mehr an die Schlachthöfe verkaufen konnten, begannen sie, ihr Fleisch direkt auf dem lokalen Markt zu vermarkten." Der junge Student träumt davon, bald selbst nach Amerika reisen zu können, um gemeinsam mit dem Landwirt eine lokale Rindfleischmarke aufzubauen.

Das berichten Studierende, die schon öfter an einer BIZZ-Woche teilgenommen haben

Die Studierenden des zweiten Studienjahrs, Isabel Bondarenko (22) und Rens Kuijpers (23), nahmen zum vierten Mal an der BIZZ-Woche teil. Diese und die letzte BIZZ-Woche fanden aufgrund der Corona-Pandemie vollständig online statt. „Natürlich macht es viel mehr Spaß, die Unternehmen zu besuchen. Dann erhält man viel mehr Einblicke in den Produktionsprozess“, sagt Isabel. „Aber das Online-Format war eine gute Alternative: Wir konnten Kontakt zu den Unternehmen in der Region aufnehmen und unser Netzwerk erweitern. Wenn wir in Zukunft ein Praktikum absolvieren oder eine Fach- oder Abschlussarbeit schreiben müssen, haben wir Ansprechpartner, die uns vielleicht weiterhelfen können.“

Isabel hat mit zwei Supermärkten und einer Baufirma über die Auswirkungen der Corona-Pandemie gesprochen. Während die Baufirma während der Corona-Krise Menschen entlassen musste, mussten die Supermärkte sogar neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. „Ich habe je einen Supermarkt auf niederländischer und deutscher Seite der Grenze interviewt. Die Kundenzahlen nahmen in beiden Märkten enorm zu.“

Die Corona-Pandemie hatte in den Supermärkten auch Einfluss auf die Einkäufe: die Nachfrage nach Lebensmitteln wie Gemüse, Obst und Fleisch war deutlich höher als vor der Pandemie. Aber Isabel erfuhr auch, dass viel weggeworfen wurde. Dies geschah hauptsächlich, als zusätzliche Corona-Maßnahmen angekündigt wurden. „Zum Beispiel durften die Niederländer plötzlich nicht mehr in Deutschland einkaufen, wenn sie keinen negativen Test vorweisen konnten. Infolgedessen hatte der deutsche Supermarkt enorme Lagerbestände, die aufgrund des plötzlichen Nachfrageeinbruchs weggeschmissen werden mussten.“

Rens sprach mit einem Bio-Gemüseanbauer über das Thema Nachhaltigkeit. Das Unternehmen arbeitet seit Jahren daran, die Emissionen der Produktion zu reduzieren und auf nachhaltige Energien umzustellen. Außerdem zeigt der Betrieb keine Scheu, neue Dinge auszuprobieren. „Sie arbeiten jetzt mit einem großen Biomeiler, also einer Kompostheizung, die mit Holz und Mist betrieben wird. Die vom Komposthaufen erzeugte Wärme wird zur Beheizung des Gewächshauses verwendet. Durch die Kompostierung wird die Abfallmenge reduziert und der Rest wird wiederverwertet als Dünger“, berichtet Rens.

Sowohl Isabel als auch Rens wollen nach ihrem Studium in der Region bleiben. Rens sieht viele Möglichkeiten: "Es gibt hier so viele Obst- und Gemüseunternehmen, dass ich denke, die Jobs sind da." Isabel stimmt ihm zu, betont jedoch, das flexible Arbeitszeiten für sie ein wichtiger Faktor sind: „Es gibt Unternehmen, da können Mitarbeiter beispielsweise innerhalb eines Zeitraums von zehn Stunden entscheiden, wann Sie ihre Arbeit erledigen oder eine Pause einlegen möchten.“

Fazit aus dem Agropole-Team

Das Agropole-Projekt konzentriert sich auf die Stärkung des Netzwerks zwischen den Niederlanden und Deutschland. Projektkoordinator Niels Visschers vom Brightlands Campus Greenport Venlo geht es nicht nur um die Unternehmer, sondern auch um die Verbindung zwischen Studierenden und Unternehmen. „Man sieht oft, dass Studierende diese Region während oder nach ihrem Studium verlassen. Wir müssen daran arbeiten, Talente in der Region zu halten. Über Agropole wollen wir Unternehmen und Studierende viel mehr miteinander in Kontakt bringen, damit die jungen Leute die beruflichen Möglichkeiten hier selbst erleben können.“

Formate wie die der BIZZ-Woche der Fontys gibt es auch an anderen Hochschulen in NRW und den Niederlanden. Kathrin Poetschki, Projektkoordinatorin des Agropole-Projekts seitens Agrobusiness Niederrhein e.V., betont, dass solche Formate eine tolle Chance für Unternehmen darstellen, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. „Unternehmen, die sich an solchen Projektwochen beteiligen oder sogar selber Fragestellungen einreichen, die von den Studierenden bearbeitet werden, treten in die Köpfe der Studierenden. Wenn diese später auf der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einem Job sind, werden sie zunächst an die Unternehmen denken, die ihnen bekannt sind, bevor sie sich in Jobbörsen oder auf Karrieremessen nach anderen potentiellen Arbeitgebern umsehen“, davon ist Poetschki überzeugt.

Die vielseitigen Ergebnisse, die die Studierenden in der BIZZ-Woche im April gesammelt haben, werden Visschers und Poetschki dabei helfen, die Projektarbeit weiter an den Bedürfnissen der Unternehmen auszurichten. Die BIZZ-Woche hat gezeigt, welche Herausforderungen als besonders gravierend wahrgenommen werden und wo bereits intelligente und innovative Lösungsansätze gefunden und umgesetzt wurden.

 

 

Das Agropole-Projekt wird im Rahmen des INTERREG-Programms Deutschland-Niederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.

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