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von l. nach r.: Dr. Onno Müller (FZJ), Dr. Meier Grüll (FZJ), Lukas Kahlau (Agrobusiness Niederrhein), Prof. Dr. Karsten Nebe (HSRW), Tobias Poppe (HSRW), Omed Abed (MCC)
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Eine Initiative im Rahmen des Cross Innovation Lab Projekts

Horti-PV / Agri-PV: Zukunftsträchtige Energielieferanten im Garten- und Ackerbau?

Horti-PV / Agri-PV Systeme sind Anlagen, die so gebaut sind, dass sie in die gartenbauliche Produktion mit eingebunden werden können, diese mit Strom versorgen und Überschüsse monetär verwerten können. So die Idee.

Um daran zu forschen, hat die vom Forschungszentrum Jülich koordinierte Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER eine solche Anlage in der Nähe des Hambacher Forsts in Morschenich-Alt aufgebaut. Insgesamt befinden sich auf dem Versuchsfeld 300 kWpeak an installierten Solarmodulen. Derzeit steht man kurz vor der Bepflanzung der Flächen. Erste Versuche sollen mit Ackerbohnen und Erdbeeren durchgeführt werden. Die PV-Module stehen auf Konstruktionen in verschiedenen Höhen, sind verschieden ausgerichtet oder ausgestattet mit einem Sonnen-Tracker, der die Module je nach Sonnenstand neu ausrichtet. Neben dem Einfangen von Sonnenlicht wird auch Regenwasser über die Schräge der Solardächer gesammelt und mit Hilfe einer dafür vorgesehenen Vorrichtung präzise zurück an die Pflanzen gegeben. Zudem werden hochpräzise Robotersysteme über ein installiertes Schienensystem fahrend eingesetzt, die die Entwicklung der Pflanzen beobachten und dokumentieren.

Während der Besichtigung der Anlage, organisiert von Agrobusiness Niederrhein, konnten sich 35 Teilnehmer aus Unternehmen, Instituten und Kommunen der Region ein Bild von der Anlage machen. Natürlich interessierte es die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor allem, inwieweit die Anlage in einem wirtschaftlich agierenden Unternehmen einsetzbar ist. Handlungsbedarf sieht  Dr-Ing.Matthias Meier-Grüll vom Institut für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich bei der Vereinfachung von Anträgen für den Bau, nötigen Förderungen bei der Energiewirtschaft und bei der Bewirtschaftung unterhalb der Solardächer. Hierbei arbeiten die Forscher  mit den Landwirt*innen der Region zusammen, um geeignete Praxislösungen zu entwickeln. Zurzeit schätzt Meier-Grüll die Kosten für eine Horti-PV Anlage auf das Anderthalbfache einer Freiflächenanlage ein.

 

© Agrobusiness Niederrhein

 

Auch auf technischer Seite gibt es noch Entwicklungsbedarf. Vor allem im Zusammenhang mit Horti-PV Anlagen arbeitet man an der Optimierung von PV Systemen in Bezug auf Licht- und Wassermanagement für die Pflanze sowie an der Möglichkeit die Systeme auf größere Flächen zu skalieren. Dies findet in weiteren Aktivitäten, auch über das Projekt in Morschenich hinaus, statt. Auf die Frage, ob nicht zunächst Dächer und andere bebaute Flächen mit PV-Modulen ausgestattet werden sollten, antwortet Meier-Grüll: „Ja, ich stimme zu. Aber das wird nicht reichen, um den Energiebedarf Deutschlands zu decken. Auch landwirtschaftliche Flächen werden benötigt werden. Und um Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel und Energieerzeugung zu vermeiden gehen wir den möglichen Potenzialen von Horti- und Agri-PV Anlagen nach.“

Ziele, die sich die Jülicher Forschenden gesetzt haben, sind das Aufzeigen effizienter Wege, um Regenwasser mit den schrägen Paneelen aufzufangen und Erosion zu vermeiden, das Einwirken von Schatten auf die unter den Paneelen wachsenden Pflanzen zu erforschen, das Einbinden in gartenbauliche und landwirtschaftliche Betriebsabläufe[SA2]  und das Erforschen der Potenziale für eine Hochskalierung der Anlagen.

Die Ergebnisse, welche die Forscher*innen in Morschenich-Alt erzielen, werden helfen, um praxistaugliche Geschäftsmodelle zu entwickeln. Zum anderen können sie die Politik bezüglich der weiteren Bedarfe für die Horti-PV / Agri-PV Technologie beraten können.

Im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden mit den Forschern persönlich austauschen. Auch Vertreter der Roboterentwicklung des Forschungsteams standen den Teilnehmenden zum Gespräch zur Verfügung
Die Horti-PV/Agri-PV Anlage in Morschenich-Alt ist eines von insgesamt 14 sogenannten „Innovationslaboren“ der Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER. Hier werden erfolgversprechende, unterschiedlichste Forschungsansätze mit wirtschaftlichen Umsetzungsmöglichkeiten realisiert. Das Themenfeld Innovative Landwirtschaft ist dabei einer der Schwerpunkte für bioökonomische Innovationen im Rheinischen Revier. Die Initiative wird von der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER am Forschungszentrum Jülich vertreten, die die Aktivitäten für eine nachhaltige biobasierte Kreislaufwirtschaft im Rheinischen Revier vernetzt und bündelt. www.BiooekonomieREVIER.de