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John Willems, Geschäftsführer der niederländischen Genossenschaft ZON, die seit 1915 Obst und Gemüse vermarktet.
Unternehmen aus der Grenzregion stellen sich vor

ZON - Mehr als 100 Jahre Vermarktung von Obst und Gemüse in den Niederlanden

Die Koninklijke Coöperatieve Telersvereniging Zuidoost-Nederland U.A. (ZON) vermarktet seit 1915 Obst und Gemüse. ZON befindet sich am Hines Fresh Park Venlo, dem Gewerbegebiet für den Frischesektor und Zentrum der europäischen Lebensmittellogistik. Seit Ende 2020 ist John Willems Geschäftsführer. 

John Willems, Geschäftsführer der Genossenschaft ZON (Foto: ZON)

Rund 140 beteiligte Erzeuger bauen auf innovative und nachhaltige Weise hochwertiges Obst und Gemüse an – teils im Freiland, teils in Gewächshäusern. ZON ist nicht nur für den Klokservice zuständig, sondern verfügt auch über eine Verkaufsabteilung, in der die Produkte über Account Manager und Vermittlung verkauft werden. Qualitätskontrolle, Zertifizierungen und natürlich Transport und Logistik dürfen nicht fehlen. ZON verfügt auch über eine Sortier- und Verpackungsabteilung, in der die Produkte entsprechend der gewünschten Spezifikationen sortiert und verpackt werden. Der Ausgangspunkt ist immer der Wunsch des Kunden. ZON sortiert und verpackt auch für externe Auftraggeber. Das ZON-Logistikzentrum bietet eine breite Palette von Möglichkeiten. Zudem gibt es weitere unterstützende Dienste, wie z.B. die Abteilung Business Office und Cooperative Affairs. Insgesamt beschäftigt ZON etwa 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Versteigerungsystem KOSMOS

ZON ist die größte Obst- und Gemüseversteigerung in den Niederlanden. Der Jahresumsatz im Jahr 2021 betrug 291 Millionen Euro. Um die Versteigerung zukunftssicher zu machen, hat ZON im März 2022 auf ein neues Kloksystem (einschließlich Online-Kauf) namens KOSMOS umgestellt. Im Gegensatz zur Versteigerung durch Überbietung handelt es sich bei der Obst- und Gemüseauktion um eine andere Form der Versteigerung. Ein Produkt wird zunächst zu einem hohen Preis angeboten. Danach sinkt der Preis, bis jemand zustimmt. Bei jeder Transaktion darf ein Käufer nur 20 % des Tagesbestands der Ware kaufen.

Foto: ZON

Exporte nach Deutschland

Etwa 50 Prozent der Produkte bleiben in den Niederlanden und 40 Prozent werden an Abnehmer in Deutschland verkauft. Die restlichen 10 Prozent werden in andere Länder exportiert. Ein wichtiger Faktor für Kunden ist, dass sie das ganze Jahr über mit einer breiten Palette von Obst und Gemüse versorgt werden. Um die Vielseitigkeit und die verfügbaren Mengen des Sortiments in Zukunft zu erhöhen, sucht ZON die Zusammenarbeit mit anderen Obst- und Gemüseproduzenten.  Dazu könnten Erzeuger aus Deutschland oder dem Westland gehören, die ihre Produkte über die ZON-Plattform verkaufen. Je größer die Anzahl und Vielseitigkeit von Erzeugern aus verschiedenen Gebieten in den Niederlanden und im Ausland, umso besser können Angebote gebündelt und Preise zu Gunsten der Erzeuger erzielt werden. Geschäftsführer John Willems sieht hier noch viele Möglichkeiten für Win-Win-Situationen.
 

Themen rund um Stickstoff

Auch bei ZON spielt die Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Der Gartenbausektor als Ganzes setzt sich für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem ein, das eine ausreichende Verfügbarkeit von Lebensmitteln auf Dauer gewährleistet. Dazu zählen die Nachhaltigkeit auf sozialer (Gesellschaft), ökologischer (positive oder neutrale Auswirkungen auf Umwelt und Klima) und wirtschaftlicher (Gewinn) Ebene. ZON sucht daher gemeinsam mit seinen Mitgliedern nach Möglichkeiten, auf verschiedene Weise zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen. Beispiele sind umweltfreundlichere und reduzierte Verpackungen oder umweltfreundliche Mittel und Methoden zur Gesunderhaltung von Pflanzen. Letzteres darf nach Ansicht von Willems nicht auf Kosten der Produktivität und Effizienz der Lebensmittelproduktion gehen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig in Forschung und Projekte zu investieren, die konstruktivere Lösungen liefern als ein einfaches Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.

Im Juli 2022 erregten die Proteste der Landwirte in den Niederlanden große Aufmerksamkeit. Nach einer neuen Verschärfung der Umweltvorschriften mit drastischen Folgen für viele Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe sahen sich viele Landwirte und Gärtner gezwungen, ihrer Meinung und Verzweiflung sichtbar Ausdruck zu verleihen. Auch auf deutscher Seite drückten viele Landwirte ihre Solidarität mit ihren niederländischen Kollegen aus, indem sie Traktoren und Plakate auf Brücken über Autobahnen aufstellten. Willems betrachtet diese Proteste mit Sorge. Er hat Verständnis für die Sorgen der Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe und ist von den Plänen und Leitlinien der Politiker nicht sehr überzeugt. „Sie mögen gut gemeint sein, aber für den Klima- und Umweltschutz leisten Sie aus meiner Sicht nur einen geringen Mehrwert“, so der Geschäftsführer.

Foto: ZON

Bis 2030 müssen die Stickstoffemissionen landesweit um 50 Prozent reduziert werden, in Naturgebieten sogar um 70 Prozent. Nach Schätzungen der Regierung müssten demzufolge 30 Prozent der Viehzuchtbetriebe ihren Betrieb einstellen. Laut Willems wird dies auch zu starken Einschränkungen für Obst- und Gemüsebetriebe führen. Aufgrund der hohen sozialen und ökologischen Anforderungen sind die Landwirte gezwungen, ihr Land intensiv zu bewirtschaften, um genügend Einkommen zur Deckung der hohen Produktionskosten zu erzielen. Ein wirtschaftlich rentabler und damit auch wirtschaftlich nachhaltiger Anbau von Obst und Gemüse erfordert aber auch den Einsatz von ausreichend Düngemitteln, Wasser und ggf. Pflanzenschutzmitteln. Die derzeitige Politik zielt auf drastische Einschränkungen in diesen Bereichen ab, sodass viele Acker- und Gemüsebaubetriebe vor existenziellen Problemen stehen.

Willems zufolge sollte die Politik so gestaltet werden, dass die Eingriffe in den Markt eher minimal sind und erst im Laufe der nächsten Jahre Veränderungen auslösen. Aus seiner Sicht ist es nicht fair, dass kurzfristige Änderungen vor allem diejenigen treffen, die vor kurzem zu Investitionen ermutigt wurden, die sich nun als unrentabel erweisen, weil strengere Auflagen erneut Investitionen und ein Umdenken fordern. Darüber hinaus betont Willems, dass es nicht im Sinne der nationalen und europäischen Politik ist, dass die Produktion in Zukunft noch stärker ins Ausland verlagert wird, wo die Erzeuger aufgrund niedrigerer Sozial- und Umweltstandards und eines geringeren Tierschutzes billiger und damit wettbewerbsfähiger produzieren können. Dies trage unterm Strich nicht zu einer nachhaltigeren Produktion und einem nachhaltigeren Verbrauch von Lebensmitteln bei.

Junge Talente bei ZON

Viele Unternehmen im Landwirtschafts- und Gartenbausektor stehen vor der Herausforderung, ausreichend und gut ausgebildetes Personal zu rekrutieren. ZON arbeitet seit vielen Jahren eng mit Universitäten und Hochschulen in der Region zusammen. Die Studierenden erhalten im Rahmen von Projekten und Praktika konkrete Aufgaben, die sich aus den (betrieblichen) Aktivitäten von ZON ergeben. Am Ende präsentieren die Studierenden die Ergebnisse ihrer Arbeit den Entscheidungsträgern bei ZON. Die Ergebnisse können in weitere Strategien und/oder Entwicklungen einfließen. Auf diese Weise will ZON junge Menschen für das Unternehmen und mögliche berufliche Perspektiven begeistern. „Die Einblicke und Impulse, die junge Menschen in das Unternehmen einbringen, sorgen für frischen Wind bei ZON und helfen uns, die Genossenschaft kontinuierlich weiterzuentwickeln", so Willems. Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass beide Seiten - ZON und die Studierenden - von einer solchen Zusammenarbeit profitieren.

 

Dieser Bericht wurde im Rahmen des Agropole-Projekts geschrieben. Das Agropole-Projekt wird innerhalb des INTERREG-Programms Deutschland-Niederland durchgeführt und durch die Europäische Union, das MWIDE NRW und die Provinz Limburg gefördert.

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